Der erste Tag am Strand von Palolem in Süd-Goa beginnt mit einer Katastrophe: Petra hat ihr verloren. Vermutlich ist es in der Nacht im Bus aus ihrem Rucksack gefallen oder wurde rausgeklaut. Jedenfalls ist es weg, als wir morgens früh um halb fünf in Palolem aus dem Nachtbus aussteigen. Es sind alle Fotos der letzten Monate und Wochen drauf und dieser Verlust ist eigentlich noch viel schwerer zu verkraften, als der Verlust des fast neuen Gerätes. Andi fährt zwar noch mit dem Taxi die 70 Kilometer nach Panjim zum Büro der Busgesellschaft, aber das Handy ist nirgends mehr zu finden.
Die Nacht im Sleeper-Bus (Bus mit Betten statt Sitzen) war ohnehin schon nicht berauschend. Die Klimaanlage war zu kalt, die Straßen zu schlecht – und erst der Fahrstil!
Wenigstens macht unsere Unterkunft einen Teil der schlechten Erfahrungen dieser Nacht wieder wett. Wir haben telefonisch eine Strandhütte für 3 Personen bei “Fernandez Wooden Huts” in Palolem Beach reserviert und werden sehr positiv überrascht. Die Hütte ist geräumig, recht sauber, hat eine kleine Veranda zum draußen sitzen und ist sehr ruhig in einem kleinen Garten unter Palmen gelegen. Der Trubel und Lärm des Stranlebens dringt nicht bis hierher und so lebt es sich hier sehr angenehm.
Nach einem Fehlversuch haben wir schnell unser Lieblingsfrühstücksrestaurant gefunden (Presley), wo es leckeres Müsli mit frischen Früchten oder auch ein „Juice Lovers Breakfast“ mit Omlett, Toast, Obstsalat, frisch gepresstem Fruchtsaft und Kaffee oder Tee für rund 2,50 Euro gibt. Direkt am Strand, Blick aufs Meer inklusive.
So könnten wir es noch länger aushalten. Was wir dann auch tun. Spontan entscheiden wir uns am zweiten Tag in Palolem, dass wir unseren Aufenthalt hier auf 5 Tage verlängern. Einfach, weil es so schön ist.
Am zweiten Abend wandern wir zum Sonnenuntergang ans Ende der Bucht. Die Sonne geht leider hinter Wolken unter, aber wir treffen zwei Briten wieder (Graham und Sue aus Felixstowe/England), die mit uns im Nachtbus waren und wir gehen später am Abend gemeinsam Fisch essen in einem der vielen Fischrestaurants am Strand. Das Essen ist gut, wenn auch überteuert, aber es wird ein unterhaltsamer Abend und wir tauschen uns über unsere diversen Reisen und Erfahrungen in Asien aus. Graham und Sue sind im gleichen Alter wie wir und dieses Jahr in Rente gegangen. Jetzt reisen sie noch etwas durch die Welt – beneidenswert.
Unser Strandleben pendelt sich so langsam zwischen spätem Frühstück, Strandspaziergang, Sonnenbaden, Schwimmen im lauwarmen Wasser des indischen Ozeans und allabendlichem Fischessen mit spektakulärem Sonnenuntergang ein. Bei einem kalten Kingfisher (das in Goa gebraute Bier) lassen wir die Tage gemütlich ausklingen.
Petra lässt sich zwischendruch mal die Hände mit einem hübschen Henna-Muster bemalen.
Zwischendurch machen wir einen Ausflug mit dem Bus nach Margao, des Handelszentrums von Südgoa, ca. 35 km nördlich von Palolem. Der klapprige Bus braucht rund 1,5 Stunden für diese Strecke. Nicht dass er langsam fahren würde, aber er fährt einen kleinen Umweg und liest am Wegesrand immer wieder Leute auf, die auch noch mitfahren wollen. Margao, das wir eigentlich als kleines, geschäftiges Städtchen mit viel Charme und vielen schönen Häusern aus der portugiesischen Kolonialzeit in Erinnerung hatten, hat in den letzten 25 Jahren viel von seinem Charme verloren.
Die alten, einst wunderschönen Villen sind größtenteils heruntergekommen und verfallen, der Verkehr verstopft auch die kleinsten Straßen und die Stadt wirkt eher dreckig als charmant. Selbst der überdachte Gandhi-Markt kann diesen Eindruck nicht mehr retten. Einzig die große Kirche scheint noch einigermaßen gepflegt zu werden.
Da alle anderen Sehenswürdigkeiten in Goa mindestens 3-4 Stunden Bus- oder 2 Stunden Taxifahrt bedeuten würden, verzichten wir auf weitere Ausflüge in die Umgebung und geben uns ganz dem geruhsamen Strandleben hin.
Das klingt ja super… bis auf die handy geschichte