Wir haben uns entschieden, mit dem Zug die rund 500 km nach Hospet zu fahren, von wo aus es dann nach Hampi gehen soll. Hampi war bis vor etwa 600 Jahren die Hauptstadt eines gewaltigen Königreichs, in der zur Blütezeit bis zu 500.000 Menschen lebten. Die einstigen Bazaare, Paläste und Tempel sind über ein mehrere Quadratkilometer großes Gebiet verstreut und liegen in einer skurrilen Felsenlandschaft, die schon allein eine Besichtigung dieser Gegend wert ist.
Wir haben Glück und erwischen ausgerechnet den einzigen Zug in der Woche, der direkt nach Hospet fährt. Das spart uns lästiges Umsteigen und lange Wartezeiten auf den Anschlusszug. Unser Zug rollt erstaunlich pünktlich um 11.25 in den Bahnhof ein. Wir konnten am Schalter nur ein Standard-Ticket kaufen können, mit dem wir für rund 4 Euro in der einfachsten Klasse reise könnten. Aber wir steigen in einen sogenannten A/C 2 Tier-Waggon, ein klimatisierter Schlafwagen mit Abteilen, in denen jeweils nur 2 Betten übereinander sind, und bezahlen dann beim Schaffner den Aufpreis von rund 8 Euro pro Person für die 6-stündige Reise. Der Waggon ist fast leer und so finden wir ohne Probleme ein Abteil, in dem wir es uns bequem machen können. Die Reise im Zug ist angenehm. In indischen Zügen gib es keinen Speisewagen. Statt dessen steigen an den Bahnhöfen immer wieder Tee- oder Wasserverkäufer zu und laufen durch den Zug. Essensverkäufer kommen an den diversen Halts leider nicht bis zu uns, weil unser Waggon recht weit am Ende des Zuges ist und die Händler dann schon alles verkauft haben. Also steigt Andi an einem der Bahnhöfe aus, läuft nach vorne, bis er einen der Essensverkäufer erwischt und kauft dort drei Portionen Birjani, ein Reisgericht mit Gemüse.
Als wir am Abend in Hospet ankommen, spricht schon am Zug ein junger Autorikscha-Fahrer an, der sich für die Fahrt ins rund 20 Kilometer entfernte Hampi anbietet. Er spricht recht gut Englisch und ist sehr freundlich, und so einigen wir uns auf den Preis und er fährt uns bis Hampi und dort so lange herum, bis wir ein passendes Zimmer in einer Privatpension gefunden haben.
Wir übernachten im Sunny Guesthouse in einem zwar kleinen, aber einigermaßen sauberen Zimmer mit Ventilator (wegen der Hitze) und Moskitonetz (wegen der Mosquitos). Petra erhält eine Matratze als „Zustellbett“, über die zwar eine Kakerlake klettert, aber dank Moskitonetz haben wir in der Nacht vor allen Viechern Ruhe.