Vom 1. Tag des Jahres gibt es nicht viel zu erzählen: Chillen, Lesen, die kühle Brise am Strand genießen und zwischendurch eine leckere Mahlzeit, mehr haben wir uns für diesen Tag nicht vorgenommen und dieses Ziel erreichen wir ohne Mühe.
Um nicht gänzlich dem süßen Nichtstun zu verfallen, wollen wir am dritten Tag unseres Aufenthalts in einen Ausflug ins 50 Kilometer entfernte Thiruvananthapuram (früherer Name Trivandrum) machen. Apropos Namen von Städten, Straßen und Gebäuden: Natürlich gibt es viele alte indische Namen, die für uns unaussprechlich erscheinen. Es gibt aber auch viele Städte, Straßen und Gebäude, die erst in jüngster Zeit umbenannt wurden, nur selten in einfacher auszusprechende Namen. In Indien gibt es eine hinduistisch-nationalistische Bewegung, die Anfang der 1990er-Jahre starken Zulauf erhielt und die sich dafür stark macht, dass alle Namen, die an die britische Kolonialzeit erinnern, verbannt und durch die alten indischen Namen ersetzt werden sollen. So auch der Ort, den wir heute besuchen, der mehr als 200 Jahre lang als Trivandrum bekannt war und nun eben Thiruvananthapuram heißt. Viele Einheimische benutzen den alten Namen aber dennoch weiter. Die Umbenennungsaktionen treiben auch manchmal sehr seltsame Blüten, wie das Beispiel Bombay zeigt.
Die Nationalisten behaupten, die Stadt ginge auf den hinduistischen Gott Mumba zurück und die Briten hätten sie während der Kolonialzeit in Bombay umbenannt. Tatsächlich wurde die Stadt wurde Mitte des 17. Jahrhunderts von den Briten einer Landzunge gegründet, die von den einstigen portugiesischen Besitzern Bom Bahai, sicherer Hafen, genannt wurde. Daher der Name Bombay. Die hinduistisch-nationalistische Bewegung sorgte jedoch unter anderem dafür, dass viele von den Briten errichtete Gebäude und Straßen und schließlich sogar die Stadt selbst umbenannt wurden. Seit 1996 heißt die Stadt offiziell Mumbai.
Zurück nach Trivandrum, wo wir in einer der hiesigen Filialen des „Indian Coffee House“ frühstücken. Das Indian Coffee House ist eine Einrichtung der Indian Coffee Workers Association, einer Genossenschaft, in der nicht nur Arbeiter eigenen Kaffeeplantagen, sondern auch alle Angestellten der rund 50 Café-Restaurants in Südindien Mitglied sind. Das Café neben dem Busbahnhof in Trivandrum weist eine Besonderheit auf: Es ist rund und spiralförmig gebaut.
Im Innern windet sich der Gang wie eine Spirale nach oben, während die Tische und Bänke an der Außenwand immer etwas versetzt übereinander angeordnet sind. Die Ober tragen hier alle weiße Uniformen mit einem Turban – ein Überbleibsel aus der Gründerzeit der Genossenschaft vor mehr als 100 Jahren.


Wir bummeln noch durch ein paar Marktgassen und Straßen und können den verlockenden Angeboten der zahlreichen Juweliere dann doch nicht widerstehen, die den Wert von Schmuck nach dem Gewicht des Goldes oder des Silbers berechnen. Es gibt also ein paar Silberringe für die Mädels. Auf dem Rückweg nehmen wir eine weniger verkehrsreiche Route immer am Meer entlang, wo wir an endlosen, völlig unerschlossenen Sandstränden den Fischern beim Netzeflicken zuschauen können.

Am nächsten Morgen packen wir unsere sieben Sachen und machen uns auf den Weg ins 4 Stunden nördlich gelegene Alappuzha, der Stadt, die den meisten Kerala-Besuchern als Ausgangspunkt für Ausflüge in die sogenannten Backwaters von Kerala dient, einem ausgedehnten Gebiet an der Küste, das von Kanälen und Seen durchzogen sind, die man am besten per Boot erkunden kann.
Wir haben schon eine Unterkunft gebucht und unser junger Wirt Sajiu vermittelt uns auch gleiche eine Bootstour durch die Backwaters am darauffolgenden Tag. Am späten Nachmittag fahren wir mit der Rikscha an den Strand und genießen ein letztes Mal das warme Wasser des Ozeans und die Sonne an einem endlosen, weißen Sandstrand.