20171226_073730 Wir müssen sehr früh aufstehen, denn wir sind um 7 Uhr morgens mit unserem Führer Sri verabredet. Wir treffen uns beim Stadion von Munnar mit dem Rest der Gruppe – ein junges französisches Pärchen, das schon seit August auf Reisen ist und eine indische Familie mit erwachsenem Sohn, die seit 15 Jahren in Kanada leben. Alles sehr nette Leute, mit denen wir uns auf Anhieb verstehen.

DSC_1739Wir beginnen (wie könnte es anders sein) mit einem Glas Tee in einem der kleinen Buden an der Straße und schon wenig später wandern wir durch ausgedehnte Teeplantagen bergan und lernen dabei einiges über Munnar und den Teeanbau. Sri, unser Führer, ist hier als Sohn einer Teepflückerin aufgewachsen und kennt daher die Gegend, den Teeanbau und die Prozesse rund um den Tee sehr genau.

LZMA0770So erfahren wir, dass Munnar eine relativ junge Stadt ist. Bis ins Jahr 1880 war hier alles Urwald und in den Bergen lebten die Stämme der Kanan und Devan. Die Briten, die diese Gegend wegen ihres milden Klimas gerne für ihre Sommerresidenzen nutzen, begannen ab 1880 den Wald zu roden und Teeplantagen anzulegen. Seit Indiens Unabhängigkeit 1948 gehören alle 16 Teeplantagen in der Region um Munnar dem Tata-Konzern. In Munnar arbeiten LZMA0984rund 13.000 Menschen in den Teeplantagen, die meisten davon als „Gastarbeiter“ aus dem Nachbar-Bundesstaat Tamil Nadu. Die Ernte – von Hand oder mit der Schere – wird ausschließlich von Frauen ausgeführt. Männer arbeiten entweder als Supervisor, in der Verarbeitung und Verpackung oder übernehmen harte körperliche Arbeiten, wie das Schlagen von Feuerholz oder Bauarbeiten. Wer für die Teeplantagen arbeitet erhält ein kleines „Reihenhaus“ zugeteilt, das aus einem großen Wohn- und Schlafraum, einer Küche und einem Bad besteht. Teearbeiter gehen mit 58 in Rente und müssen dann meist zurück in ihre Heimat.

LZMA0990Teepflückerinnen ernten am Tag durchschnittlich 27 kg Tee. Dafür erhalten sie 301 Rupien (umgerechnet 4 Euro) Lohn. Ernten sie mehr, erhalten sie mehr Lohn. Sind sie krank oder können aus anderen Gründen nicht arbeiten, erhalten sie auch keinen Lohn. Schule und Krankenversorgung sind für alle Angestellten der Teeplantagen kostenlos.

LZMA0801Die Teebäume werden normalerweise mehrere hundert Jahre alt, doch werden die Teepflanzen hier nach 100 Jahren erneuert. Vier Jahre nach dem Pflanzen können sie das erste Mal geerntet werden. Die Teebäume werden alle 5 Jahre kurz geschnitten, damit die Pflanzen nicht weiter als 1 Meter in die Höhe wachsen. Die Ernte der neuen Blätter erfolgt alle 15 (bei Ernte von Hand) oder 24 Tage (bei Ernte mit der Schere). Der Tee, der hier geerntet und verarbeitet wird, ist überwiegend für den Export, vor allem nach Skandinavien, bestimmt.

20171226_092544Unsere Wanderung führt uns weiter bergauf, bis wir schließlich aus den Teeplantagen herauskommen und durch Grasland auf einen der Berggipfel gelangen, wo wir bei einer herrlichen Rundumsicht auf die umliegenden Berge und Täler ein indisches Frühstück einnehmen: Chapati (Fladenbrot) mit Masala (scharfer Gemüseeintopf), frische Ananas und Bananen.

 

 

 

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Von hier an geht es noch auf zwei weitere Berggipfel und anschließend durch ein Stück Urwald bis wir schließlich wieder durch ausgedehnte Teeplantagen bergab wandern.

Am Nachmittag besuchen wir noch das örtliche Teemuseum, das aber eigentlich keinen Besuch wert ist – schade um die Zeit und die 8 Euro Eintritt.

 

 

 

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