
FĂ¼r das FrĂ¼hstĂ¼ck haben wir uns am Vortag ein kleines CafĂ© ausgesucht, das Teapot heiĂŸt und in einem alten Haus aus der Kolonialzeit untergebracht ist. Es ist sehr gemĂ¼tlich eingerichtet, verfĂ¼gt Ă¼ber eine unglaubliche Sammlung verschiedener Teekannen und das FrĂ¼hstĂ¼ck mit FrĂ¼chtemĂ¼sli, Pfannkuchen, Omelett und frisch gebrĂ¼htem, indischen Kaffee erfĂ¼llt heute genau unsere BedĂ¼rfnisse.


Nach dem FrĂ¼hstĂ¼ck gehen wir die wenigen Schritte zum nördlichen Strand, wo die berĂ¼hmten Chinesischen Fischernetze stehen, groĂŸe Netze, die immer wieder ins Wasser abgelassen und dann mithilfe groĂŸer Hebel und Muskelkraft wieder hochgezogen werden, in der Hoffnung, dass sich just in diesem Moment ein Schwarm Fische Ă¼ber dem Netz befindet. An dieser Stelle gibt es wegen der wechselnden Gezeiten eine ständige Strömung, mal in die eine, mal in die andere Richtung und so gibt es auch immer genug Fische. Wir sehen den Fischern bei ihrer Arbeit zu und dĂ¼rfen – gegen eine kleine finanzielle UnterstĂ¼tzung – auch beim Hochziehen des Netzes helfen.
Am Nachmittag fahren wir noch mit dem Bus ins nahe Ernakulam, der modernen Stadt auf dem Festland, bummeln Ă¼ber den Markt rund um das Geschäftsviertel Broadway und decken uns hier mit einer Vielzahl von GewĂ¼rzen ein, die es hier fĂ¼r wenig Geld und in einer gewaltigen Auswahl in jedem zweiten Laden zu kaufen gibt. Da wir vor dem Abflug wieder in der gleichen Pension Ă¼bernachten werden, können wir unsere Einkäufe bei der Wirtin deponieren und mĂ¼ssen sie nicht die ganze Zeit mitnehmen.



FĂ¼r den Abend haben wir uns den Besuch einer Katakali-VorfĂ¼hrung vorgenommen. Katakali ist ein jahrtausendealter hinduistischer Tanz, der normalerweise zu Tempelfesten aufgefĂ¼hrt wird und der sich in dieser Region Indiens entwickelt hat. Die Tänzer erzählen in genau festgeschriebenen pantomimischen Gesten und einer ausgeprägten Mimik Geschichten aus der hinduistischen Mythologie. Sie werden dazu von Musikern begleitet, die mit Gesang, Trommeln und Tschimbeln die Geschichten untermalen. Die Ausbildung der Tänzer und Musiker dauert sechs Jahre, weil die Tänzer lernen mĂ¼ssen, jeden Muskel, etwa auch die Augen oder die Wangenmuskeln, gezielt, sehr schnell und unabhängig voneinander zu bewegen.
Alle Rollen, auch die weiblichen, werden ausschlieĂŸlich von Männern gespielt. Mithilfe von Schminke, fantastischen KostĂ¼men, kunstvollem Kopfschmuck und Meditation verwandeln sich die Schauspieler äuĂŸerlich und mental in die Götter, Helden und Dämonen, die sie darstellen sollen. Die Tänzer färben sich sogar ihre Augen mit den Samen der Chundanga-Pflanze rot, um die dramatische Wirkung zu erhöhen.
Normalerweise dauert eine traditionelle Katakali-Veranstaltung viele Stunden und endet meist erst bei Sonnenaufgang, aber wir besuchen eine der täglichen VorfĂ¼hrungen fĂ¼r Touristen, wo zudem viele der HintergrĂ¼nde und auch einige der getanzten AusdrĂ¼cke fĂ¼r die Besucher erklärt werden. Dadurch erhält man einen guten Eindruck von der Intensität und der Kunst dieser spirituellen Tanzform, ein wirklich beeindruckendes Spektakel.