Heute ist Wandern angesagt. Trotz der hohen Temperaturen um die 30 Grad und der hohen Luftfeuchtigkeit von beinahe 90 Prozent wollen wir heute den Rundwanderweg um den kleinen Kep-Nationalpark erkunden. Der soll überwiegend im Schatten der Bäume verlaufen und so hoffen wir, dass es erträglich bleibt. Noch dazu ist das Wetter etwas durchwachsen, es hat ein paar Wolken und für den Nachmittag ist Regen angesagt.
Der Einstieg für den 8 km langen Rundwanderweg ist am offiziellen Eingang zum Nationalpark, rund 1,5 km von unserem Hostel entfernt. Wobei der Eingang ebenso typisch kambodschanisch ist wie der Rest des Nationalparks: Der Eingang besteht aus einer kleinen offenen Hütte mit einer Hängematte drin. Wenn jemand da ist (wie heute morgen), dann trägt man sich als Besucher in ein Gästebuch ein und bezahlt einen Dollar. Wenn nicht, dann geht man halt so rein. Gäbe es nicht einen naturverbundenen französischen Besitzer eines kleinen Cafés, der überall selbst gemalte Schilder und Wegweiser aufgestellt hat, gäbe es zum Nationalpark weder Infos noch Karten, noch einen Hinweis wie man rein, durch oder wieder raus findet.
Nun, wir haben die handgemalte Karte des Franzosen als Foto auf dem Handy und dank seiner Schilder können wir uns gut orientieren. Ohnehin ist der große Rundweg, der sich auf 8 km rund um den Hügel zieht, recht gut ausgebaut, ein Erdweg, den die Ranger auch mal mit einem Allrad-Pickup befahren. Im Innern ist der Nationalpark von dichtem Dschungel geprägt. Hier gibt es noch einige wilde Tiere, vor allem aber noch zahlreiche geschützte Vogelarten.
Nicht zu unterschätzen: Auch wenn der Dschungel nur wenige Quadratkilometer groß ist, gibt es hier giftige Schlangen und handtellergroße Vogelspinnen, die zwar scheu sind, denen wir in Sandalen aber doch besser nicht begegnen wollen. Deshalb gehen wir nicht die kleinen Pfade in den Wald hinein, sondern bleiben auf dem Hauptweg, wo wir dennoch viele schöne Urwaldpflanzen, riesige Bäume, bunte Schmetterlinge und einen gut 20 Zentimeter langen Hundertfüßler sehen, um den wir vorsichtshalber einen Bogen machen, ist doch der Biss dieses Gliedertiers äußerst giftig.
Zum Ende hin führt der Weg leider meist auf der Straße, da ist der kurze Regenschauer, der uns ganz zum Schluss überrascht, geradezu eine willkommene Abwechslung.
Weil es grade erst Mittag ist, mieten wir uns ein Moped, um am Nachmittag noch einen Ausflug in die weitere Umgebung zu machen. Zuerst gehen wir aber am Krabbenmarkt noch etwas essen. Hier ist um diese Zeit der Handel noch voll im Gange. Vorne am Steg werden Krabben und andere Meerestiere fachkundig begutachtet, betastet und eingekauft. Eine Reihe dahinter, unter Dach, stehen die Grills und Woks, auf denen die frischen Fische, Garnelen, Tintenfische und Krabben nach Art des Hauses zubereitet werden – entweder zum Mitnehmen oder zum Verzehr an Ort und Stelle, wo man als Gast auf kleinen Plastikstühlen Platz nimmt und dem Grillmeister beim Zubereiten zusehen kann.
Gut gestärkt machen wir uns auf den Weg nach Kampong Trach. Dieser Ort, rund 30 km östlich an der Hauptstraße nach Vietnam gelegen, ist eigentlich unspektakulär, gäbe es nicht in der Nähe ein paar Karstfelsen, die wie Inseln aus der sonst flachen Landschaft herausragen. Besonders interessant sind die Felsen auch deshalb, weil die Erosion in Jahrtausenden hier ein Höhensystem geformt hat, in dem Menschen schon vor mehr als 1000 Jahren kleine buddhistische Schreine eingerichtet haben. Wir haben extra Taschenlampen mitgenommen, um in dem niedrigen Höhlensystem herumzukraxeln, aber wie sich herausstellt, hat man letztes Jahr hier überall Licht verlegt, so dass der Besuch weniger spannend wird, aber dennoch sehr beeindruckend. Die erste Höhle ist rund Meter lang und hier finden sich schon die ersten buddhistischen Schreine.
Die Höhle mündet überraschend in einen riesigen, nach oben offenen Innenraum, den die Erosion in den Berg gegraben hat. Der Boden des „Gartens“ und die senkrecht aufragenden Felswände sind dicht bewachsen und lassen die ganze Szenerie ein wenig unwirklich aussehen. Von hier zweigen weitere Höhlen ab, teilweise mit Wasser gefüllt. Wir gehen den Weg durch die Haupthöhle weiter, vorbei an weiteren Altären, Buddhastatuen und Opferplätzen und stehen plötzlich am anderen Ende des Berges im Freien. Ein Weg führt von hier aus in 20 Minuten einmal um den Berg zurück zum Eingang.