Mittwoch, 25. Dezember 2019

Bagan

Über 36 Quadratkilometer erstreckt sich das Steppengelände rund um Bagan mit seinen mehr als 3000 buddhistischen Monumenten aus dem 11. bis 13. Jahrhundert. Die trockene Luft und das gleichmäßige Klima hat dazu beigetragen, dass viele dieser Tempel zumindest in ihrem Inneren weitgehend erhalten geblieben sind. Zahlreiche andere Tempel wurden in den letzten 80 Jahren restauriert oder „modernisiert“ und dienen heute den Buddhisten im Land wieder als Pilgerziele.

Es würde Monate dauern, jedes einzelne Bauwerk zu besuchen. Wir beschränken uns auf drei Tage und versuchen, zumindest die wichtigsten, besterhaltenen und in erreichbarer Nähe befindlichen Tempel zu erkunden. Es gibt kleine und große, prächtige und bescheidene, frisch restaurierte und halb zerfallene. Auf Schritt und Tritt stolpern wir über Mauern aus Ziegeln oder Sandstein.

Von außen haben Wind und Wetter über die Jahrhunderte den ursprünglichen Putz von den meisten Mauern geschliffen, so dass bei den meisten Tempeln zwar die Form zu erkennen ist. Von den einstigen, kunstvollen Stuckverzierungen oder Steinmetzarbeiten ist aber nur wenig übriggeblieben. Nur vereinzelt entdecken wir Dämonen, gute Geister oder andere Verzierungen an den Außenwänden. Nur an den frisch renovierten Gebäuden lässt sich die einstige Schönheit der Fassaden heute wieder erkennen.

Doch im Innern bezaubern nicht nur die erneuerten, sondern auch viele der äußerlich unscheinbaren Tempel durch wandfüllende Fresken. Die mal großflächig gepinselten, mal haarfein detailliert gezeichneten Malereien zeigen – mal mehr mal weniger gut erhalten – in beinah unendlicher Wiederholung das Leben Buddhas oder einer seiner früheren Inkarnationen, seine Lehren oder einige der zahlreichen anderen Begebenheiten aus der buddhistischen Mythologie.

Die Vielfalt dieser Wandmalereien ist beeindruckend. Immer wieder stellen wir uns in die Nähe kleiner Touristengruppen, die sich von englisch- oder deutschsprachigen einheimischen Führern den Inhalt der in den Putz gemalten Kunstwerke erläutern lassen. Dabei stellen wir auch fest, dass wir nicht wirklich gut vorbereitet sind: Die am besten erhaltenen Fresken befinden sich nämlich meist im stockdunklen Innern der Tempel, in das seit Jahrhundert kein Tageslicht eingedrungen ist, und wo deshalb die Farben aus Naturmaterialien erhalten geblieben sind.

Da es in keinem der Tempel Strom oder Beleuchtung gibt, können wir ohne Taschenlampe die Kunstwerke nur erahnen. Am zweiten und dritten Tag unserer Tempelbesuche ziehen wir aber mit unseren Stirnlampen los und suchen uns gezielt auch jene Tempel und Tempelchen aus, die nicht von Reisegruppen angefahren werden, entweder, weil sie abseits der Hauptstraße liegen oder weil sie von außen eher unscheinbar wirken. Im Innern stoßen wir dabei regelmäßig auf Wandgemälde, die vom Boden bis zur Decke reichen und jeden Quadratzentimeter der gewölbeartigen Gänge im Innern ausfüllen. Häufig müssen wir nicht nur unsere Schuhe, sondern auch die Kameras und Handys in einem Schließfach draußen lassen, weil das Fotografieren im Innern streng verboten ist.