Donnerstag, 12. Dezember 2019

Mandalay

Heute wollen wir etwas sehen von Mandalay. Doch die 1,8 Millionen Einwohner zählende Stadt ist so weitläufig, dass man zu Fuß wirklich verloren ist. Wir mieten uns also im Hotel zwei Fahrräder – und schon geht es flott Richtung alter Königspalast.

 

 

 

Mandalay Hill

Mandalay ist – verglichen mit dem jahrhundertealten Königreich Birma – eine relativ junge Stadt. König Mingon ließ sie samt des Königspalastes im Jahr 1857 errichten, weil Buddha bei seinem Besuch auf dem Mandalay Hill prophezeit hatte, dass ein mächtiger König 2400 Jahre nach seinem Besuch des Mandalay Hill am Fuße des Berges eine Stadt errrichten würde. Die bisherige Königsstadt Amarapura, rund 25 Kilometer südlich gelegen, musste damals mit der gesamten 200.000 Einwohner zählenden Bevölkerung in die neue Stadt Mandalay umziehen.

Der Königspalast selbst ist schon eine Stadt für sich. Quadratisch angelegt, misst das Gelände jeweils zwei Kilometer auf jeder Seite. Außen ist es von einer ebenso langen Mauer und davor von einem breiten Wassergraben umgeben. Vier Zugänge in jeder Himmelsrichtung führen in das Palastgelände, aber weil der größte Teil davon heute vom Militär genutzt wird, ist nur das Osttor für Besucher geöffnet.

Wir radeln also gemütlich am Wassergraben entlang einmal um das Gelände, müssen dann unsere Fahrräder am Tor stehen lassen und von da an zu Fuß gehen. Genau in der Mitte des weitläufigen Areals stehen die eigentlichen Palastgebäude, der Wohn- und Regierungssitz der Könige von Mandalay , drumherum wohnten die Bediensteten und die Minister.

Während des zweiten Weltkrieg gab es zwischen den Briten und den Japanern heftige Kämpfe um Mandalay, in deren Verlauf der gesamte aus Holz gebaute Königspalast in Brand geriet und völlig zerstört wurde. Die Gebäude, die wir heute besichtigen können, sind Nachbauten, die leider nichts von der einstigen Pracht und den aufwändigen Holzschnitzereien widerspiegeln, die einst die Räume des Palastes schmückten. Dennoch: Wir erhalten einen guten Eindruck von der beeindruckenden Größe des Hofes am Ende des 19. Jahrhunderts mit seinen vielen verschiedenen Gebäuden und Räumen, vom Thronsaal über die Audienzräume bis zu den Schafgemächern des Königs. Ein ebenfalls wieder aufgebauter Wachturm bietet einen perfekten Überblick über das Palastareal.

 

Da wir für die nächsten Tage planen, mit Motorrädern in die Berge östlich und südlich von Mandalay zu fahren, radeln wir zum Motorradvermieter Myanmar Bike Rental, der etwas abgelegen in der Oststadt liegt. Wie sich herausstellt, ist der Betreiber Timothy Gibson – ein in Myanmar aufgewachsener Brite – eigentlich Englischlehrer in einer Privatschule und betreibt die Motorradvermietung eigentlich nur als Hobby so nebenbei. Dafür ist alles sehr unkompliziert und unbürokratisch. Wir müssen nur eine Kopie des Passes und eine Kaution zu hinterlegen, einen Mietvertrag unterschreiben und damit hat es sich. Wir vereinbaren also, dass wir zunächst für die nächsten beiden Tage einen Roller mieten, um die Umgebung von Mandalay zu erkunden und danach für eine Woche zwei Motorräder, um nach Hsipaw im Osten und zum Inle-See etwas weiter im Süden zu fahren.

Noch können wir den Roller nicht mitnehmen, weil wir ja noch mit den Fahrrädern des Hotels unterwegs sind. Wir radeln also zurück in die Stadt und sehen uns noch das Shwenandaw-Kloster, ganz in der Nähe des Palastes an.

Diese Klostergebäude wurde 1782 in der alten Königsstadt Amarapura aus Teakholz erbaut. Nach der Gründung von Mandalay als neue Hauptstadt, ließ König Mindon das Gebäude zerlegen und im Palastgelände innerhalb der großen Mauern wieder aufbauen. 23 Jahre später veranlasste sein Nachfolger König Thibaw, dass das Kloster erneut abgebaut und auf dem jetzigen Gelände in direkter Nachbarschaft des Atumashi-Klosters wieder errichtet wurde. Dank dieses Umzugs entging das Holzgebäude dem verheerenden Brand des Palastes im Jahr 1945. Es ist daher heute das einzige, noch im Original erhaltene Gebäude, das Teil des Königspalastes war.

Das Kloster steht auf 150 riesigen Teakholzpfählen. Die Außenwände und die Dächer sind über und über mit Schnitzereien verziert, die neben Ornamenten überwiegend Figuren aus der Buddhistischen Mythologie, sogenannte Nats (Geister) und Jatakas (Geschichten aus dem Leben Buddhas) darstellen.

 

Ein weiteres „Must-Do“ steht für diesen Tag ebenfalls noch auf unserem Programm: Sonnenuntergang auf dem Mandalay Hill. Dieser Hügel erhebt sich rund 250 Meter über der Stadt, die nach dem Hügel benannt wurde. Mehrere Klöster und buddhistische Pilgerstätten verteilen sich heute über den Berg. Vier überdachte Treppenaufgänge führen hinauf. Wir nehmen den Südaufgang und müssen uns sputen, um noch rechtzeitig oben zu sein, bevor die Sonne hinter dem Horizont versinkt. Oben ist es schon ziemlich voll – offensichtlich sind wir nicht die Einzigen, die sich den stimmungsvollen Sonnuntergang über der Stadt nicht entgehen lassen wollen. Wobei der Sonnenuntergang zwar selbst wenig spektakulär ist, das warme Licht und das Farbenspiel des Himmels umso mehr.

Mehr Bilder vom Palast in Mandalay:

 

Mehr Bilder vom Shwenandaw-Kloster:

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