Donnerstag, 19. Dezember 2019

Nyaung Shwe – Inle-See

Für heute haben wir eine Bootstour auf den Inle-See geplant. Das Besondere am Inle-See sind seine Bewohner. Rund um den See haben sich die Intha angesiedelt, eine Volksgruppe, die vor allem vom Fischfang, aber auch vom Gemüseanbau lebt.

Die Häuser haben sie rund um den See auf Stelzen ins Wasser gebaut, sodass einige Dörfer nur mit dem Boot erreichbar sind.

Rund um die Dörfer haben die Intha „schwimmende Gärten“ angelegt, die ebenfalls nur per Boot zu erreichen sind und die wir uns ansehen wollen. Hauptsächlich für Touristen gibt es in der Gegend zudem eine ganze Reihe Handwerksbetriebe – von Silberschmieden über Seidenweber bis zur Zigarrenherstellung – die natürlich bei so einer geführte Bootstour nicht fehlen dürfen.

 

Unser Bootsführer holt uns am Hotel ab und wir gehen die paar Schritte bis zum Kanal zu Fuß, der auf acht Kilometer Länge die Stadt Nyaung Shwe mit dem Inle-See verbindet. Die Boote sind sehr schmal und lang, sodass man nur hintereinander sitzen kann. Im Heck bellt ein höllisch lauter Einzylinder-Dieselmotor (ohne Auspuff), der in Myanmar (und anderen Ländern Südostasiens) sonst auch gerne für landwirtschaftliche Maschinen oder kleinere Transportfahrzeuge verwendet wird.

 

Auf der Fahrt zu den Handwerksbetrieben und den schwimmenden Gärten sehen wir immer wieder Fischer der Intha. Diese Volksgruppe hat eine sehr eigenwillige Art des Fischens entwickelt. Sie gehen grundsätzlich auf kleinen Einbaum-Kanus allein zum Fischen und haben dabei eine große pyramidenförmige Reuse an Bord. Zum Fischen klemmen sie sich das Paddel entweder unter einen Arm oder sie wickeln ein Bein darum. Sie stehen dann auf einem Bein auf dem Boot und haben so beide Hände frei zum Fischen. Deshalb nennt man die Intha auch die „Einbeinfischer“ vom Inle-See. Der See ist meist nur 1,5 bis 2 Meter tief. Die Fischer versenken ihre Reusen im Wasser und scheuchen dann mit einem langen Stock Fische auf, die sie in der Reuse fangen. Das sieht sehr anmutig aus und für uns sieht es manchmal ein wenig wacklig aus, aber wir haben nie einen Fischer ins Wasser fallen sehen.

 

Neben dem Fischfang ist der Gemüseanbau eine wichtige Einnahmequelle für die Intha. Dazu legen sie rund um ihre Dörfer „schwimmende Gärten“ an. Dabei werden Tomaten-, Gurken-, Kürbis- und andere Pflanzen auf einem schwimmenden Teppich von Wasserpflanzen angepflanzt und mit Bambusstangen stabilisiert. Die Pflanzungen ziehen die Bauern mit Ihren Booten so zurecht, dass sie in langen Reihen nebeneinander schwimmen und dass immer ein schmales Boot dazwischen passt. Pflege und Ernte der Pflanzen erfolgt vom Boot aus. Gießen müssen sie die Tomaten jedenfalls nicht. Die Erträge dieser Anbaumaßnahme sind offenbar recht ordentlich, jedenfalls sehen wir täglich etliche Lkw voller Tomaten den Ort Nyaung Shwe verlassen.

Aus Tabak und den Blättern des Cheroot-Baumes wickeln die Frauen die typischen burmesischen Zigarren.

Am südlichen Ende des Sees sind in einem Umkreis von 5 Kilometer etliche Werkstätten angesiedelt, die wir auf unserer Bootstour ebenfalls noch abklappern. Eine Silberschmiede ist ebenso dabei (Tina hat es ein Silber-Halskettchen im Stil des Shan-Schmucks angetan) wie eine Zigarrenfabrik und eine Seidenweberei.

 

In letzterer lernen wir, dass es auch sogenannte Lotusseide gibt. Dabei wird aus den aufgebrochenen Stängeln der Lotuspflanze ein Garn gewonnen, das dann zu Stoff verwoben wird. Stoff aus Lotusseide sieht etwas aus wie grobes Leinen, fühlt sich aber weicher an als Seide. Lotusseide wird nur in Myanmar hergestellt und ist sieben bis zehn Mal teurerer als normale Seide. Für uns ein guter Grund, auf den Kauf eines Schals oder Hemdes zu verzichten.

 

Weitere Bilder vom Bootsausflug auf dem Inle-See:

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