Dienstag, 24. Dezember 2019
Bagan
Die Stadt Bagan war im Mittelalter das größte Zentrum der Macht in Südost-Asien. In seiner 250 Jahre währenden Blütezeit von 1044 bis 1287 n.Chr. erreichte die königliche Hauptstadt des gleichnamigen Reiches, das so groß war, wie das heutige Myanmar, eine Ausdehnung von 36 Quadratkilometern und war damit 15-mal größer als London zu jener Zeit.

Als der König vom damals in der Region vorherrschenden Schlangenkult zum Buddhismus konvertierte und diesen als Staatsreligion ausrief, begann auch der Bau von Tempeln und Klöstern in und um die Stadt. Bis zu 6000 Tempel sollen es einst gewesen sein. Heute sind auf dem weitläufigen Steppengelände noch rund 3000 Tempel zu finden – von kleinen, kappellenartigen Gebäuden bis zu gewaltigen, mehrstöckigen Tempeln, in denen bequem mehrere 1000 Menschen Platz finden können. Dieses weltweit einzigartige Ensemble zieht jedes Jahr hunderttausende Besucher an und ist heute das wichtigste touristische Ziel Myanmars.

Auch wir möchten die Faszination dieses riesigen Tempelfeldes mit ihren knapp 1000 Jahre alten Tempeln erleben und bleiben insgesamt drei Tage hier. Das lässt uns genug Zeit, die wichtigsten Tempel und darüber hinaus ein paar kleinere Tempel in Ruhe zu besuchen und dazwischen auch mal einfach den Blick über das Tempelfeld genießen zu können.
Wegen des Lärms und der Luftverschmutzung ist die Vermietung von Motorrädern und Motorrollern an Touristen in der Region Bagan verboten. Stattdessen werden über Motorroller mit Elektroantrieb vermietet. Auch unser Hotel hat eigene „E-Bikes“ zu vermieten und wir reservieren gleich bei der Ankunft ein Fahrzeug für den nächsten Morgen. Und mit Morgen meinen wir: vor Sonnenaufgang.

Denn zu den schönsten Erlebnissen in dieser wilden Tempellandschaft zählen die Sonnenauf- und -untergänge, wenn das Licht weich und warm ist und sich die bizarren Formen der buddhistischen Tempel aus dem leichten Nebel der Steppe erheben.
Eine besonders faszinierende – und teure – Version, den Sonnenaufgang über dem Tempelfeld zu erleben, ist eine Fahrt in einem Heißluftballon. Fast 40 Ballons von ortsansässigen und internationalen Touranbietern sind in Bagan stationiert und starten, wenn es das Wetter zulässt, täglich zum Sonnenaufgang, um dann eine Stunde lang in bis zu 300 Meter Höhe über die Steppenlandschaft zu schweben. Angesichts der Preise von mindestens 300 Euro pro Person für eine einstündige Ballonfahrt verkneifen wir uns dieses Vergnügen, können uns aber dem faszinierenden Anblick der lautlos schwebenden Ballons über den Tempeln im Morgengrauen nicht entziehen.
In dieser fremden und gleichzeitig so faszinierenden Umgebung, mit tausenden buddhistischen Tempeln erinnert uns nur wenig daran, dass Heiligabend ist. Unser Weihnachtsabend endet denn auch nur wenig feierlich auf der Dachterrasse unseres Hotels mit einer Tüte gegrilltem Hähnchenfleisch, die wir uns an einem Straßenstand gekauft haben und einer Flasche Myanmar Bier.