Heute geht es nach Chinatown. Im Herzen Bangkoks gibt es tatsächlich ein ganzes Viertel, das überwiegend von Chinesen bewohnt wird. Hier sind sämtliche Schilder in Chinesisch beschriftet, in den Restaurants stehen typisch chinesische Gerichte wie Pekingente oder Chopsuey auf der Speisekarte, chinesische Apotheker mischen hier ihre Medizin aus allen möglichen getrockneten Kräutern und die Lebensmittelhändler verkaufen uns unbekannte Früchte, getrocknete Pilze und anderes Zeug, bei dem man besser nicht fragt, aus was es besteht.
Chinatown ist nicht weit vom Altstadtviertel Banglamphu, wo wir wohnen, entfernt und so radeln wir durch den morgendlichen Verkehr dorthin. Auch wenn die Einheimischen noch in den engsten Gassen mit Roller oder Fahrrad unterwegs sind – wir lassen unsere Räder stehen und machen uns zu Fuß auf, um das Labyrinth des alten Marktes zu erkunden. In den schmalen Durchgängen reihen sich unzählige Läden aneinander, deren Angebot ebenso vielfältig wie bunt ist. Schuhgroßhändler sind hier ebenso vertreten, wie Huthändler, Modeaccessoires sind ebenso im Angebot wie Werkzeuge, Töpfe oder Suppen aus der Garküche. Der Transport von und zu den Läden erfolgt dabei meist auf Sackkarren oder auf Rollern, selbst wenn der Fahrer keinen Platz mehr zum Sitzen hat.
Stundenlang könnten wir so durch die Gassen bummeln, immer wieder Neues bestaunen, den Menschen beim Handeln und Einkaufen zusehen und das bunte Treiben auf uns wirken lassen. Und natürlich locken auch die Restaurants mit ihre Auslage und so dauert es nicht lange, bis auch wir ein Lokal aufsuchen und uns mit gerösteter Ente auf Reis den Bauch vollschlagen.
Krasser könnte der Gegensatz an diesem Tag kaum sein: vom Gedränge in Chinatown geht es am Abend ins Botschaftsviertel an der Sukhumvit Road. Wir haben uns vorgenommen, einmal eine der berühmten Bangkoker Skybars zu besuchen – Bars auf den Dachgeschossen der großen Hotels, wo man sündhaft teure Cocktails bei einem atemberaubenden Blick über die Stadt genießen kann. Wir haben verschiedene Empfehlungen im Internet studiert und uns für die „Moon Bar“ entschieden. Auf dem Dach des Banyantree Hotels, 61 Stockwerke über der Straße gelegen, ist sie eine der höchsten und gilt als die schönste Skybar der Stadt.
Zunächst muss ich dem Dresscode entsprechend Slipper anziehen, die man mir am Eingang aufdrängt, denn Herren in Sandalen oder Shorts sind hier nicht erwünscht. Dann geht es einige Stufen hinauf und hinaus aufs Dach. Dort empfängt uns eine atemberaubende Aussicht auf die ganze Stadt mit ihren Hochhäusern, Häuserschluchten, Lichtern und Reflexen, auf den Verkehr weit unter uns und den Fluss im Hintergrund. Die Bar ist auf dem höchsten Punkt des Gebäudes so angelegt, dass der Blick tatsächlich 360 Grad in alle Richtungen schweifen kann. Gläserne Geländer vermitteln dabei den Eindruck als schwebe man – definitiv nichts für Leute mit Höhenangst. Nachdem wir einige Fotos gemacht haben und den Ausblick in uns aufgesogen haben, lassen wir uns vom eifrigen Ober die Getränkekarte geben und bekommen bestätigt, was wir schon vermutet hatten: sündhaft teuer. Auch wenn der unschlagbare Ausblick und die loungige Atmosphäre der Bar das 6-fache des in Bangkok üblichen Preises für einen Cocktail wert sein mag, entscheiden wir uns dennoch, uns wieder auf den Weg nach unten zu machen und unseren Drink in einer etwas weniger noblen Umgebung auf dem Nachtmarkt ein paar Straßen weiter einzunehmen.