Statt kambodschanischem Dschungel haben wir nun also 4 Tage Großstadtdschungel in Bangkok vor uns. Nicht die schlechteste Option, hat doch diese Stadt so viel Verschiedenes zu bieten. Und selbst wenn man mal keine Lust auf Sightseeing hat, ist es faszinierend und unterhaltsam, einfach nur in einem Café, einer Garküche oder am Ufer des Chao Praya zu sitzen und dem bunten Treiben in den Straßen oder auf dem Fluss für ein paar Stunden zuzuschauen.

Doch neugierig wie wir sind, halten wir uns nicht lange mit Sitzen und Schauen auf, sondern schnappen unsere Fahrräder und machen einen Ausflug in den Süden Bangkoks. Ich habe im Internet die GPS-Daten einer Route gefunden, die einer geführten Fahrradtour eines lokalen Touranbieters entspricht. Es klingt interessant und es ist in einer Gegend, wo wir bisher noch nie waren, und so machen wir uns auf den Weg. Zunächst mit dem Express-Boot den Chao Praya hinunter bis zur Endstation und dann noch ein paar Kilometer bis zum Startpunkt der Tour, die wir – dank GPS-Daten – nun ohne Führer unternehmen können.

Gut, dass wir die Daten und ein Navigationsgerät haben, denn in die winzigen Gässchen, die manchmal kaum breiter als der Fahrradlenker sind, hätten wir uns sonst nie getraut oder hätten uns in dem Gewirr der Gassen hoffnungslos verloren. So genießen wir das Abenteuer, quasi durch die Wohnzimmer der Leute dieses Stadtviertel zu radeln, hier und da in die Töpfe zu gucken oder die Menschen bei der Arbeit zu beobachten.

 

Die Gassen werden immer enger und plötzlich sind wir wieder am Fluss. „The Boat“ steht auf einem handgeschriebenen Schild an einem Laternenmasten und so wissen wir, dass wir richtig sind. Denn die Tour geht am anderen Flussufer weiter. Ein Longtailboat, eines der für Thailand und vor allem für Bangkok so typischen schmalen Boote mit kräftigem Motor im Heck, bringt uns von hier auf die andere Seite des großen Flusses, der hier im Süden der Stadt in einer großen Schleife um die Halbinsel Bang Kaochang fließt. Am anderen Ufer angekommen, sind wir erstmal etwas verwirrt. Ganz offenbar sind wir nicht mehr in bewohntem Gebiet. Auf einem schmalen, betonierten Weg geht es durch dichten Palmenwald.

Wir folgen dem GPS-Signal und kommen immer weiter in den grünen Sumpf hinein. Auf schmalen Betonwegen geht es weiter, bis wir schließlich bei einem Park ankommen, wo uns große Hinweistafeln darüber aufklären, dass wir in der grünen Lunge Bangkoks gelandet sind. Auf der gesamten Halbinsel wachsen auf sumpfigem Grund sogenannte Chak-Palmen, deren Blätter vielfältig verwendet werden können und deren Früchte essbar sind und als Zutat zu bestimmten Gerichten beliebt sind. Fast zwei Stunden genießen wir die Fahrt durch das Grün, vorbei an Gärtnereien, die tropische Grünpflanzen oder Orchideen züchten und vermehren. Wir essen zwischendurch an einer typischen Garküche, bevor wir wieder in dicht besiedeltes Gebiet kommen. Durch den Ostteil der Stadt mit seinen riesigen Hochhäusern, Banken, Einkaufszentren und Nobelhotels geht unsere Radtour schließlich zurück nach Banglamphu, Alt-Bangkok, wo sich auch unser Hostel befindet. 50 Kilometer haben wir heute auf unserer Radtour durch die Stadt zurückgelegt – und wir haben jeden Meter genossen.

 

Doch damit nicht genug: Der Tag hält noch einem überraschendem Abschluss für uns bereit. Nach einem Bummel über die laute Khaosan Road und die benachbarte Ram Buttri Street mit ihrem Touristen-Nachtmarkt mit den üblichen T-Shirt, Schlabberhosen und Souvenirs, kommen wir auf dem Heimweg an einem kleinen Klamottenladen vorbei, dessen Angebot sich von Stil und Verarbeitung sich angenehm von dem Ramsch der Straßenverkäufer abhebt. Tina findet hier auf Anhieb ein Kleid, das nicht nur passt, sondern auch gut verarbeitet ist. Beim Hinausgehen, weist uns der Verkäufer auf die Kneipe nebenan hin. Eine Blueskneipe, in der ein guter Freund von ihm grade einen Live-Auftritt mit seiner Bluesband gibt. Wir sind neugierig, gehen rein und erleben ein unglaublich stimmungsvolles und musikalisch hochklassiges Konzert mit Musikern zum Anfassen, die ganz offensichtlich Spaß haben.

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