Am Neujahrsmorgen müssen wir früh aufstehen, denn wir wollen mit dem ersten Schnellboot um 8:30 Uhr zurück aufs Festland. Wir haben geplant, die nächsten drei Tage in Chi-Pat, einem kleinen Dorf im Dschungel des Kardamom-Gebirges zu verbringen. Dort hat vor einigen Jahren die Initiative von Naturschützern dazu geführt, dass die Dorfbewohner mithilfe von Eco-Tourismus, mit Homestay-Übernachtungen, geführten Trekking-Touren, Kajak-Ausflügen und anderen Freizeitmöglichkeiten, eine Alternative zur Jagd und dem Abholzen der Tropenwälder zum Broterwerb erhalten.

Weil der einzige Bus in diese Richtung morgens um 8.15 Uhr Sihanoukville verlässt, machen wir uns auf die Suche nach einem Mietmotorrad, mit dem wir den Ausflug in das 130 km entfernte Chi-Pat unternehmen können. Doch die Hauptsaison an Neujahr macht uns einen Strich durch die Rechnung: Es gibt zwar reichlich Motorrad-Vermieter, aber überall sind die Zweiräder ausgebucht oder die Vermieter beschränken den erlaubten Radius auf das Stadtgebiet. Nachdem wir einige Vermieter erfolglos abgeklappert haben, müssen wir unseren Plan notgedrungen ändern. Wir buchen also für den Folgetag ein Ticket für den Bus nach Bangkok und suchen uns eine Unterkunft am Otres Beach, dem am weitesten vom Stadtzentrum entfernten Strand in Sihanoukville. Wieder einmal fällt uns auf, dass diese Stadt fast ausschließlich aus Baustellen besteht und unglaublich dreckig ist. Selbst weit draußen am Otres Beach sind die Strandrestaurants und der Strand schmuddeliger als sonst in Kambodscha üblich. Dennoch finden wir ein einigermaßen ordentliches Hotel mit vertretbaren Zimmerpreisen (es gibt hier auch durchaus Resorts mit Pool, wo das Zimmer 200 Dollar pro Nacht kostet). Wir bummeln noch den Strand rauf und runter, nehmen ein letztes Bad im Meer, das hier zwar ebenso warm, aber bei weitem nicht so schön klar und blau ist, wie auf der Insel, und gönnen ins am Abend noch einen Besuch in einem der besseren Restaurants, wo es nicht die übliche Traveller-Speisen, sondern frisch gegrillten Fisch in angenehmer Atmosphäre im Garten gibt.

Von Sihanoukville nach Bangkok
Wir hatten es schon befürchtet: Der Minibus, der uns vom Hotel abholen und zum Bus nach Bangkok bringen soll, kommt erst mal 45 Minuten zu spät und dann will der Fahrer unsere Fahrräder nicht mitnehmen, weil sie, trotz eingeklapptem Zustand, zu groß seien. Zwei Briten, die mit uns gewartet haben und deren Koffer wesentlich größer sind als unsere Fahrräder, dürfen jedoch einsteigen. Uns schickt man ein paar hundert Meter weiter an die Hautstraße, wo der große Bus nach Bangkok ohnehin hält. Wie sich herausstellt, ist – wie schon so oft zuvor auf unserer Reise – nicht die Größe der Räder das Problem, sondern dass die Busfahrer oder die Busgesellschaften am Gepäck verdienen möchten. Man verlangt von uns also einen Preisaufschlag mit dem Argument, Fahrräder seien nicht im Fahrpreis eingeschlossen, gleich ob sie zusammenfaltbar sind oder nicht. Letztlich bleibt uns nichts weiter übrig als einen Aufpreis zu bezahlen und dann geht es auf die rund 15-stündige Fahrt nach Bangkok. Wir haben Plätze in der letzten Reihe erhalten, was zwar etwas lauter ist, weil der Motor hinten ist, aber dafür ist die Sicht besser, denn diese Sitzreihe ist etwas erhöht angebracht und so haben wir freie Sicht nach vorn und auch zur Seite auf die Landschaft. Durch die hügeligen Dschungel des südlichen Kardamom-Gebirges und seiner geschützten Nationalparks mit sattem Grün und wenigen Siedlungen auf der Strecke geht es zunächst bis zur Grenze nach Thailand. Hier müssen wir den Bus verlassen, zu Fuß die wenigen hundert Meter durch die Grenzkontrolle und die Visumsstelle. Auf thailändischer Seite werden alle Fahrgäste auf Minibusse aufgeteilt und für uns beginnt erneut die Verhandlung um den richtigen Preis für die Fahrräder. Zum Glück haben wir von unserem ersten Aufenthalt in Thailand noch ein paar Baht (thailändische Landeswährung) in bar in der Tasche und können den Agenten und den Fahrer mit einem kleinen Beitrag schnell dazu „überreden“, die Räder mitzunehmen.
Der Unterschied zwischen Thailand und Kambodscha ist wirklich gravierend: Nicht nur, dass die Straßen in Thailand in wesentlich besserem Zustand sind – der größte Teil der 45 0 Kilometer bis Bangkok sind sogar vierspurig ausgebaut. In den Ortschaften und entlang der Straße liegt auch lange nicht so viel Plastikmüll rum wie wir es in Kambodscha erlebt haben und die Häuser und Grundstücke wirken insgesamt gepflegter. Wir kommen flott voran, auch wenn unser Fahrer, je später es wird, immer häufiger Raucherpausen einlegt. Ale wir endlich in Bangkok ankommen ist es fast 23 Uhr. Wir checken im Once Hostel ein, in derselben Straße, in der wir auch beim ersten Mal übernachtet haben und essen dann noch eine thailändische Nudelsuppe, die wir an einer mobilen Garküche kaufen, die zufällig vor der Haustür vorbeigekommen ist.