Wir brechen früh auf, weil die Temperaturen am frühen Morgen am erträglichsten sind. Auf dem Markt kaufen noch ein paar Bambusstangen mit Sticky Rice als Unterwegsverpflegung und machen uns dann auf den Weg immer am Mekong entlang gen Süden. Es geht durch eine ländliche Gegend, wo die Menschen hauptsächlich von der Landwirtschaft und der Fischerei leben.

Erdstraße am Mekong entlang.

Zunächst ist die Straße noch geteert, doch schon nach wenigen Kilometern überqueren wir die erste von vielen weiteren wackeligen Holzbrücken und von da ab ist es nur noch Erdstraße, mit mehr oder weniger ausgefahren Fahrspuren. Da außer ein paar Motorrädern und sehr vereinzelten Auto hier kein Verkehr herrscht, ist es mit dem Staub ganz erträglich.

Die Ortschaften ziehen sich fast ausschließlich an der Straße entlang und so kommen wir an zahlreichen kleinen Gehöften und Häusern im typischen Khmer-Stil vorbei: Dabei steht das Haus mit den Wohn- und Schlafräumen auf Stelzen, der Platz darunter dient wahlweise als Stall, Garage oder als schattiger Aufenthaltsplatz während der heißen Nachmittage. In der Regenzeit steigt das Wasser aber so stark an, dass der gesamte Bereich unter den Häusern überflutet wird und nur der erhöhte Wohnbereich im Trockenen bleibt.

Kurzer Halt für einen Eiskaffee.

Auf der kleinen Erdstraße geht es weiter bis sie vor einer neu errichteten Brücke etwas breiter wird. Während sich die Straße nun vom Mekong entfernt, verläuft die von anderen Reisen per GPS aufgezeichnete Strecke auf einem kleinen Pfad weiter am Fluss entlang. Wir biegen also ab und folgen dem Pfad, der immer kleiner wird und sich schließlich irgendwann im dichten Unterholz verliert. Offenbar sind weder die GPS-Aufzeichnung, die wir benutzen, noch Google Maps hier korrekt und so drehen wir gezwungenermaßen um und folgen weiter der Straße.

Seltsame Beschilderung für eine “kurvenreiche” Strecke.

 

Die “Fähre” nach Koh Preah

Schon nach wenigen Kilometern kommen wir so auch tatsächlich an die Abzweigung einer kleineren Stichstraße zum Mekong-Ufer, wo die Fähre auf die Insel Koh Preah anlegt. Fähre ist vielleicht ein bisschen optimistisch ausgedrückt. Es handelt sich um zwei schmale Fischerboote, die mit einer zusammengezimmerten Plattform verbunden sind. Der Motor eines Einachs-Traktors, wie sie in Kambodscha weit verbreitet sind, dient als Antrieb. Da es auf der Insel keinen Autoverkehr, sondern nur Motorräder, Roller und Fahrräder gibt, reicht diese Art Fähre völlig aus. Wir müssen rund 40 Minuten warten, in denen wir im Schatten sitzen und ein kühles Wasser genießen, das wir in dem kleinen Laden gekauft haben. Dann kommen nochmal drei Passagiere, genügend, damit es sich für den Fährmann lohnt, überzusetzen. Für 5000 Riel (ca. 1 €) pro Person bringt uns die Fähre in einer 15-minütigen Fahrt auf die Insel.

Der Motor eines Einachstraktors treibt den Kahn an.

Die Insel Koh Preah liegt mitten im Mekong und hat eigentlich nichts Besonderes zu bieten. Hier gibt es ein kleines Dorf, dessen Häuser sich weit verstreut entlang er wenigen Wege verteilen, eine Schule und ein paar kleine Läden. Erst durch den Mekong Discovery Trail, ein Tourismus-Projekt, das es Rad- und Wanderreisenden ermöglichen soll, auf schmalen Wegen das Leben entlang des großen Flusses zu entdecken, hat auch die kleine Insel Koh Preah ein wenig touristische Bedeutung erlangt. Weil die Insel in rund 35 km Entfernung und damit eine lässige Tagesetappe von Stung Treng entfernt liegt und es sonst keine Siedlungen in dieser Gegend gibt, bietet sich Koh Preah als Übernachtungsort an. Seit einigen Jahren gibt es hier sieben Homestays, also Übernachtungsmöglichkeiten bei Familien zuhause, die, wenn man dem Schild am Ortseingang glauben darf, reihum belegt werden. Das mit dem gerecht gemeinten Belegungssystem der Dorfgemeinschaft funktioniert offenbar schon länger nicht mehr, und so steigen wir, nachdem wir uns durchgefragt haben, beim erst besten Homestay ab. Wir sind, wie wir im offiziellen Gästebuch sehen können, die ersten Übernachtungsgäste seit Anfang April, als ebenfalls ein deutsches Pärchen hier übernachtet hat.

Die Familie ist sehr freundlich, spricht allerdings kein Englisch. Wie wir einem Schild entnehmen, bietet der Besitzer aber auch Bootsfahrten auf dem Mekong an, zumindest in der touristisch etwas belebteren Trockenzeit von November bis April ein gutes Zubrot zu Landwirtschaft und Fischerei.

Wir bekommen ein Zimmer im Haus zugewiesen, mit einem Doppelbett, Moskitonetz und Ventilator. Toilette und „Dusche“ (ein Schöpfeimer in der Toilette) sind im Hof neben dem Haus.

Es ist früher Nachmittag, und weil es sonst nichts zu tun gibt, lümmeln wir uns nach Art der Einheimischen ein wenig in den Hängematten unter dem Haus und gehen dann noch eine Runde im Mekong schwimmen. Das Wasser ist trüb, aber sauber und warm und an dieser Stelle so niedrig, dass man sehr weit rausgehen muss, um ein paar Züge schwimmen zu können.

Abends kocht die Wirtin ein leckeres Abendessen für uns mit frischem Gemüse, etwas Fleisch, Omelett und Reis, als Nachspeise gibt es eine sehr süße Wassermelone. Der Preis von vier Dollar pro Person fürs Essen ist für kambodschanische Verhältnisse etwas hoch gegriffen, aber dafür ist der Übernachtungspreis mit ebenfalls vier Dollar pro Person sehr günstig. Nach Sonnenuntergang gibt es nicht mehr viel zu tun. Da es keinen Strom, sondern nur 12-Volt-Beleuchtung aus Autobatterien gibt, gehen die Dörfler allesamt früh zu Bett und so machen wir es auch.

Im Schatten unter dem Wohnbereich lässt es sich in den Hängematten prima entspannen.
Die Küche. Der Boden ist gut durchlüftet.
Der offene Wohnraum, von dem die Schlafräume abgehen, Viele Möbel gibt es nicht.

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