3.-5. Dezember 2022

Verabschiedung am Bahnhof Balingen

Nachdem wir mit dem Zug zum Flughafen Frankfurt gefahren sind, bringt uns der Air India Flug AI120 in siebeneinhalb Stunden ruhigen Flugs nach Neu Delhi, wo wir gegen Mittag Orstzeit landen (4,5 Stunden Zeitverschiebung zu Deutschland).

Am Flughafen versuchen wir als erstes Geld zu holen, um jederzeit mit indischen Rupies bezahlen zu können. Doch das erweist sich als schwieriger als erwartet, weil vier der fünf Geldautomaten im Ankunftsbereich defekt sind. Endlich findet sich doch ein Automat, der unsere Karte akzeptiert und einen Batzen Rupies ausspuckt: 500 Rupies (ca. 6 Euro) ist die größte verfügbare Banknote, bei 120 Euro ergibt das ein ganz schönes Päckchen. Mehr rückt der Automat auf einmal ohnehin nicht aus. Weil wir nicht wissen, wann wir den nächsten funktionierenden Geldautomaten finden, ziehe ich also gleich dreimal 10.000 Rupies in lauter 500ern.

Gleich neben dem Geldautomaten befindet sich ein Verkaufsstand des örtlichen Telefondienstleisters Airtel. Eine Passkopie und 460 Rupie später habe ich für knapp 6 Euro eine SIM-Karte mit einem täglichen Datenvolumen von 1,5 Gigabyte und unbegrenzter Telefonie im Inland – das war easy.

Weniger einfach ist es, unser vorab gebuchtes Hotel zu finden. Da unser Weiterflug über Kalkutta nach Dimapur am nächsten Morgen um 5 Uhr früh geht, haben wir über Booking.com ein Hotelzimmer in unmittelbarer Nähe zum Flughafen gebucht. Wie sich herausstellt, existiert das Hotel gar nicht, aber der Rickshaw-Fahrer bringt uns flugs zu einem anderen Hotel in der Nähe. Hier, in der sogenannten Airport-City in unmittelbarer Nähe zum Flughafen, reiht sich ein Hotel ans andere, in unterschiedlichsten Preisklassen und Sauberkeitsstufen. Unser Hotel ist OK, vom Preis akzeptabel und für eine Nacht bietet es ausreichend Komfort.

Da wir seit dem kleinen Frühstück im Flugzeug nichts gegessen haben, gehen wir als erstes an einer der vielen Garküchen ein typisch indisches Curry essen, nur um nach Einbruch der Dunkelheit nochmal eine Runde um den Block zu machen und nochmal eine leckere Mahlzeit in einem einfachen Tandoori-Restaurant einzunehmen.

Um drei Uhr früh klingelt der Wecker, schnell die Rucksäcke packen, das Taxi zum Flughafen kommt wie bestellt um 3.30 Uhr und bringt uns in kaum 15 Minuten zum Flughafen. Trotz der frühen Morgenstunde ist auf dem Flugplatz die Hölle los. Erst stehen wir in einer langen Schlange vor dem Gepäckschalter und dann in einer noch viel längeren Schlange an der Sicherheitskontrolle. Als wir durch letztere endlich durch sind, ruft schon die Fluggesellschaft auf meinem Handy an und fragt, ob wir noch kommen. Wir schaffen es gerade noch an Bord. Beim Zwischenstopp in Kalkutta stellt sich heraus, dass unser Weiterflug nach Dimapur fast zwei Stunden Verspätung hat. Da heißt es warten.

Dimapur – das Ziel unseres Fluges – ist zwar nicht die Hauptstadt, aber die größte Stadt im indischen Bundesstaat Nagaland. So klein wie der Staat ist allerdings auch der Flughafen. Vom Flugzeug ins „Terminal“ gehen wir zu Fuß übers Rollfeld.

Unser vorbestellter Fahrer wartet schon und wir fahren umgehend los in die rund 80 Kilometer entfernte Kohima, der Hauptstadt von Nagaland, bzw. in unser Homestay ins benachbarte Kigwema. Wegen des starken Verkehrs, der kurvigen Streckenführung und der schlechten Straßen benötigen wir 2,5 Stunden für diese Entfernung. Nach mehr als 40 Stunden Reisezeit endlich unser erstes Ziel.

Die Privatunterkunft Sobu Homestay haben wir ausgesucht, weil wir von hier aus zu Fuß ins nahe gelegene Kisama gehen können. Kisama ist eine Art Freilichtmuseum der Naga-Bergstämme und hier findet alljährlich das Hornbill Festival statt, das nach eigenen Angaben größte Kulturfestival in Indien. Zwar liegt die einfache Unterkunft verkehrsgünstig, was wir beim Buchen aber nicht bedacht haben (und auch nicht wissen konnten) ist, dass die Straße, an der das Homestay liegt, die einzige Straße in den Nachbarbundesstaat Manipur ist und alle Waren dorthin und von dort mangels einer Eisenbahnlinie von Lkw auf eben dieser Straße transportiert werden. Und weil für Lkw ein Tag-Fahrverbot herrscht, donnern die Lkw die ganze Nacht mit einem Höllenlärm gefühlt mitten durchs Zimmer. Nur mit Ohrstöpseln können wir einigermaßen schlafen – gut, dass wir daran gedacht haben diese mitzunehmen. Spätestens jetzt sind wir auch froh um unsere warmen Daunenschlafsäcke, denn während es tagsüber mit gut 20 Grad angenehm warm ist, kühlt es nach Einbruch der Dunkelheit (also nach 16 Uhr) empfindlich ab. Im Zimmer herrschen dann Temperaturen um die 6 Grad.