Montag, 16. Dezember 2019

Hsipaw

Es ist neblig und kalt, als wir morgens aufstehen und auf der Dachterrasse unser Frühstück einnehmen, mit dicken Pullovern an und in Decken gehüllt. Im Hotel hat man uns darauf hingewiesen, dass wir mit unseren Motorrädern zwar wieder die Stadt verlassen dürfen, aber in der Stadt oder für Ausflüge in die Umgebung dürfen wir die Bikes nicht benutzen. Wegen der Unruhen mit der Shan-Unabhängigkeitsbewegung in dieser Gegend, sind weite Teile des Umlandes um Hsipaw für Ausländer gesperrt. Gut 3 Wochen vor unserer Ankunft haben jedoch ein Deutscher und eine Argentinierin ein Motorrad gemietet und sind wohl in eine solche gesperrte Region gefahren und dabei offenbar auf eine Landmine geraten – mit tödlichem Ausgang. Seither ist Ausländern das Benutzen von Motorrädern für Ausflüge in die Umgebung untersagt.

Wir wollten ohnehin nichts riskieren und fragen in einer der Agenturen, die Trekkingtoruren und Bootsausflüge in die Umgebung organisieren, nach einer Möglichkeit, heute einen solchen Ausflug zu machen. Dabei erfahren wir, dass derzeit keine festen Touren veranstaltet werden, weil es einfach zu wenig Touristen gibt. Seit der Vertreibung der Rohinggyas durch das myanmarische Militär haben viele Besucher ihre Reise nach Myanmar abgesagt oder gar nicht erst gebucht, so dass die Touristenzahlen in allen Gebieten, insbesondere aber hier im Nordosten dramatisch gesunken sind. Auch wenn wir nun ein Boot für uns alleine mieten müssen und uns keine Gruppe anschließen können, beschließen wir, eine Bootsausflug auf dem Fluss Mytinge mit Besichtigung eines Klosters und eines Shan-Dorfes zu buchen.

Unser Führer ist ein junger Einheimischer vom Stamm der Palaung, der sehr gut Englisch spricht. Zunächst fahren wir in einem der hier üblichen, schlanken Boote mit kräftigem (und vor allem lautem) Motor eine knappe Stunde den Fluss hinauf durch weitgehend unbesiedeltes Gebiet. Immer mal wieder sehen wir ein Bambushütten-Dorf oder ein paar Felder in Ufernähe. Ein kurzer Fußmarsch vorbei an Maisfeldern und Ananas-Plantagen bringt uns zum Long-Yom-Kloster, einem einsam gelegenen Kloster, in dem heute aber noch 14 Mönche leben, die von den umliegenden Bauern mit Essen und Trinken versorgt werden.

 

Weiter flussauf machen wir eine Rast an der Einmündung eines kleineren Flusses und besichtigen dann ein typisches Dorf der Shan. Es ist mitten am Tag und die meisten Bewohner arbeiten auf den Feldern, wo sie hauptsächlich Mais, Ananas und Futter für die Kühe anbauen. Deshalb ist wenig Leben im Dorf, aber zumindest von den Häusern und der sehr einfachen Lebensweise erhalten wir einen guten Eindruck.

 

Der ehemalige Palast des Shan-Fürsten von Hsipaw

Zurück in Hsipaw bleibt uns noch Zeit, dem ehemaligen Fürstenpalast des Shan-Fürsten von Hsipaw einen Besuch abzustatten. Der ursprüngliche, komplett aus Holz errichtete Palast ist im zweiten Weltkrieg zerstört worden, deshalb hat der letzte Shan-Fürst, ein in den USA ausgebildeter Geologe nach seiner Rückkehr das frühere Sommerhaus zum Palast erklärt und ist dort mit seiner Frau Ingrid, einer österreichischen Försterstochter 1957 eingezogen. Während des Militärputsches 1962 wurde er vom Militär verschleppt und vermutlich getötet. Seine Frau und seine beiden Töchter konnten fliehen und leben heute in den USA. Im ehemaligen Palast wohnt der Cousin des Fürsten, der seine Liegenschaften bis zum heutigen Tag verwaltet und dessen Frau uns die tragische Geschichte der Fürstenfamilie detailliert beschreibt. Wir dürfen zwar in den wenig gepflegten Garten und ins Empfangszimmer im Untergeschoss, aber weil es Privaträume sind, dürfen wir das übrige Haus nicht besichtigen.

 

Weitere Bilder vom Tag in Hsipaw:

Schreibe einen Kommentar