6.-7. Dezember

Seit mehr als 20 Jahren findet alljährlich das sogenannte Hornbill-Festival in Kohima, der Hauptstadt des Bundestaates Nagaland statt. In Nagaland leben hauptsächlich Nagas, ein Volksstamm mongolischen Ursprungs. In Nagaland gibt es insgesamt 16 Stämme, die in den hohen Bergen zwischen der Grenze zu Myanmar und dem Bundestaat Assam, der sich entlang des Flusses Brahmaputra erstreckt. Die Berge sind unzugänglich, von dichtem Dschungel bewachsen, weshalb die Nagas auch zur Zeit des britischen Kolonialreichs nie wirklich unter britische Besatzung kamen. Obwohl Nagaland heute offiziell ein Bundesstaat Indiens ist, sehen sich die Nagas nicht als Inder. Bis vor 40 Jahren haben die Nagas in den unzugänglichen Bergdörfern die Kopfjagd ihrer Feinde praktiziert. Die Köpfe waren Teil eines Fruchtbarkeitsrituals, mit dem die Geister zufreidengestellt werden sollten, um für das kommende Jahr eine reiche Ernte und viele Nachkommen zu bescheren. Heute gehören 87 Prozent der Nagas dem christlichen Glauben an, aber viele kulturelle Traditionen werden immer noch gepflegt und von Generation zu Generation weitergegeben.

Nagaland ist sehr bergig, die Dörfer und Städte liegen immer auf einem Bergrücken

Nagaland wird auch das Land der Feste genannt, denn in jedem Dorf gibt es ein Fest vor der Aussaat (um die Fruchtbarkeit der Felder zu beschwören), ein Fest nach der Aussaat, ein Fest nach der Ernte, dazwischen Hochzeiten und andere Feste zu allen möglichen Gelegenheiten. Um ihre Kultur zu präsentieren und Besuchern aus Indien und aller Welt die Bräuche, Tänze und Gesänge näher zu bringen, haben die Nagas das Hornbill-Festival ins Leben gerufen, ein 10-tägiges Kulturfestival, bei dem Gruppen der 16 Stämme die traditionellen Tänze und Gesänge aufführen, wo traditionelle Naga-Gerichte serviert werden und dazu frisches Reisbier ausgeschenkt wird. Der Name Hornbill-Festival geht auf den Nashornvogel zurück (englisch: Hornbill), der in dieser Gegend heimisch und früher von den Nagas gejagt wurde. Die langen weiße Federn mit schwarzem Strich finden sich im Kopfschmucke der meisten Naga-Stämme wieder und selbst die markanten Schnäbel sind bei vielen Stämmen Teil der traditionellen Tracht.

Zwei Tage lang verfolgen wir das Porgramm der traditionellen Tänze und Gesänge, genießen Schweinefleisch mit Bambussprossen (typisches Naga-Gericht) und Reisbier oder Schnecken und frittierte Seidenspinnerraupen als Snack zwischendurch. Die Tänze sind durchweg beeindruckend und lassen den Gemeinschaftscharakter eine Nagastammes erkennen. Ob Frauen beim gemeinsamen Wasserholen mit Bambusröhren oder ein Tanz zum Beschwören der Fruchtbarkeit der kommenden Aussaat – alles wirkt sehr authentisch. Die traditionellen Trachten aus handgewebten Stoffen sind handwerklich sehr aufwändig gemacht und teils mit Kauri-Muscheln verziert. Der prächtige Kopfschmuck der Männer ist ebenso beeindruckend wie der reichhaltige Perlenketten-Schmucke der Frauen.

Neben rituellen und traditionellen Tänzen und Gesängen präsentieren die Gruppen auch Kampfvorführungen mit echten Schwertern, die sehr an chinesische Kampfkunst erinnern, und die schon von Kindesbeinen an erlernt werden müssen, um nach Jahrzehnten der Übung die Kunst des Messer-, Axt- oder Säbelkampfes meisterhaft zu beherrschen.